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Prothesenwechsel an Hüfte und Knie: wann ist es wirklich notwendig?

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Wann und warum eine Revision mit Prothesenwechsel notwendig wird:

Ursachen und Lösungen

Schwerwiegende Komplikationen nach primärer Hüftprothese oder Knieprothese können in einigen Fällen einen Prothesenwechsel bzw. eine operative Revision notwendig machen. Die Entscheidung für einen Prothesenwechsel an Hüfte oder Knie sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Moderne Implantate haben eine lange Lebensdauer und können vielen Patienten über Jahrzehnte ein schmerzfreies und aktives Leben ermöglichen. Dennoch gibt es Situationen, in denen ein Austausch der Prothese notwendig wird. Dieser Blog beleuchtet die wichtigsten Gründe für einen Prothesenwechsel, schildert die typischen Symptome, die auf eine notwendige Revision hinweisen, und beschreibt moderne Ansätze in der Behandlung.


Häufige Gründe für einen Prothesenwechsel an Hüfte und Knie

Lockerung der Prothese

Eine der häufigsten Ursachen für einen Prothesenwechsel ist die Lockerung des Implantats. Diese kann im Laufe der Zeit durch mechanische Belastungen entstehen oder, seltener, infolge einer Infektion. Eine gelockerte Prothese führt oft zu Schmerzen und einer verminderten Stabilität.

Symptome:

  • Schmerzen im Bereich der betroffenen Hüfte oder des Knies
  • Instabilität beim Gehen oder Stehen
  • Veränderungen der Beinachse

Behandlung:
Je nach Art der Lockerung ist ein teilweiser oder vollständiger Austausch der Prothese notwendig. Moderne Operationstechniken ermöglichen oft minimal-invasive Eingriffe, die eine schnelle Rehabilitation fördern.


Periprothetische Infektionen

Protheseninfektionen sind zwar selten, stellen jedoch eine ernsthafte Komplikation dar. Infektionen können in der direkten Nachsorgeperiode nach der Operation auftreten (akut) oder Jahre später (chronisch).


Periprothetische Infektion: Eine Herausforderung in der Endoprothetik

Die periprothetische Infektion gehört zu den schwerwiegendsten und gleichzeitig häufigsten Gründen für einen Prothesenwechsel. Hierbei handelt es sich um eine Infektion im Bereich des Implantats und der umliegenden Gewebestrukturen. Die Ursache ist häufig das Eindringen von Bakterien während oder nach der Operation, aber auch eine spätere hämatogene Streuung von Keimen aus anderen Körperregionen kann eine Infektion auslösen.

Symptome und Diagnose

Zu den typischen Symptomen einer periprothetischen Infektion gehören:

  • Schmerzen im Bereich des Implantats, die auch in Ruhe auftreten können.
  • Schwellungen und Rötungen.
  • Überwärmung der betroffenen Region.
  • Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl in akuten Fällen.
  • Wundheilungsstörungen wie Austritt von Eiter.

Die Diagnose wird durch eine Kombination von klinischen Befunden, Laborwerten (CRP, Leukozyten) und bildgebenden Verfahren gestellt. Eine Gelenkpunktion mit mikrobiologischer Analyse ist meist der entscheidende Schritt zur Identifikation der Erreger.


Behandlungsstrategien: Einzeitiger vs. Zweizeitiger Prothesenwechsel

Die Wahl zwischen einem einzeitigen und einem zweizeitigen Prothesenwechsel hängt von der Schwere der Infektion, dem Gesundheitszustand des Patienten und der Identifizierbarkeit des Keims ab.

Einzeitiger Wechsel

Beim einzeitigen Wechsel wird das infizierte Implantat in einer einzigen Operation entfernt, die Infektion behandelt und sofort ein neues Implantat eingesetzt.

Vorteile des einzeitigen Wechsels:

  • Kürzere Behandlungsdauer und schnelleres Wiedererlangen der Mobilität.
  • Weniger Belastung für den Patienten durch nur eine Operation.
  • Kosteneffizienter im Vergleich zum zweizeitigen Wechsel.

Voraussetzungen für einen einzeitigen Wechsel:

  • Identifizierung des verursachenden Keims und dessen Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika.
  • Nur geringe Zerstörung des umliegenden Gewebes.
  • Allgemein guter Gesundheitszustand des Patienten.

Nach dem Einbau der neuen Prothese erfolgt häufig eine lokale Antibiotikatherapie über einen speziellen Antibiotika-Träger in der Gelenkumgebung.

Zweizeitiger Wechsel

Der zweizeitige Wechsel gilt als der „Goldstandard“ bei schweren periprothetischen Infektionen oder wenn die genaue Ursache nicht sicher festzustellen ist.

Ablauf des zweizeitigen Wechsels:

  1. Entfernung der infizierten Prothese: Zunächst wird das Implantat entfernt, und der infizierte Bereich wird gründlich gespült und gesäubert.
  2. Einsetzung eines Spacer: Ein mit Antibiotika beschichteter Spacer wird eingesetzt, um die Funktionalität des Gelenks teilweise zu erhalten und die Infektion gezielt zu behandeln.
  3. Antibiotikatherapie: Es folgt eine längere Phase (meist mehrere Wochen) mit einer gezielten intravenösen oder oralen Antibiotikabehandlung.
  4. Re-Implantation: Nach vollständiger Infektionskontrolle wird in einer zweiten Operation das neue Implantat eingesetzt.

Vorteile des zweizeitigen Wechsels:

  • Höhere Erfolgsraten bei komplexen oder schwer zu behandelnden Infektionen.
  • Möglichkeit der intensiven Behandlung von umfangreichen Gewebeschäden.

Nachteile:

  • Höhere Belastung für den Patienten durch zwei Operationen.
  • Längere Behandlungsdauer und eingeschränkte Mobilität in der Zwischenzeit.


Herausforderungen und Erfolgsaussichten des Prothesenwechsels

Sowohl der einzeitige als auch der zweizeitige Wechsel zeigen bei sachgemäßer Durchführung und frühzeitigem Eingreifen gute Ergebnisse. Langfristig ist der zweizeitige Wechsel in Fällen schwerer Infektionen oft nachhaltiger, da er mehr Zeit für die vollständige Sanierung der Infektion lässt. Dennoch muss die Entscheidung immer individuell getroffen werden und berücksichtigt Faktoren wie die Krankheitsgeschichte des Patienten und die Verfügbarkeit von mikrobiologischen Diagnosen.

Die Behandlung der periprothetischen Infektion erfordert spezialisierte Expertise, präzise Diagnostik und ein gut abgestimmtes interdisziplinäres Team. Patienten profitieren von einer frühzeitigen Intervention und einer konsequent durchgeführten Therapie, unabhängig davon, ob ein einzeitiger oder zweizeitiger Wechsel durchgeführt wird.


Materialverschleiß

Mit der Zeit kann es zu Abnutzungserscheinungen kommen, insbesondere an Prothesenkomponenten aus Polyethylen. Diese Verschleißpartikel können das umliegende Gewebe reizen und Knochenschäden verursachen.

Symptome:

  • Schmerzen unter Belastung
  • Lockerung der Prothese
  • Verminderte Beweglichkeit

Behandlung:
In der Regel reicht der Austausch der verschlissenen Prothesenkomponente aus. Moderne Materialien wie Keramik oder hochvernetztes Polyethylen minimieren jedoch die Wahrscheinlichkeit von Verschleiß.


Wann ist eine Revision mit Prothesenwechsel dringend notwendig?

Akute Schmerzen

Plötzliche, starke Schmerzen können auf eine Lockerung, einen Materialbruch oder eine Infektion hinweisen. In solchen Fällen sollte unverzüglich ein Orthopäde konsultiert werden.

Verminderte Funktionalität

Wenn alltägliche Bewegungen zunehmend eingeschränkt sind oder Instabilitätsgefühle auftreten, ist eine genauere Untersuchung erforderlich. Oft handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der sich über Monate entwickelt.


Revisionstechniken: Modern und patientenschonend

Bei einem Prothesenwechsel stehen heute fortschrittliche Methoden zur Verfügung. Minimal-invasive Zugänge und die Nutzung patientenspezifischer Implantate verbessern die Erfolgsquote und reduzieren die Rehabilitationszeit.

Beispiele moderner Verfahren:

  • Einzeitige Revision: Bei sterilen Lockerungen oder minimalen Infektionen wird die alte Prothese entfernt und direkt durch eine neue ersetzt.
  • Zweizeitige Revision: Vor allem bei schweren Infektionen, um eine sorgfältige Wundheilung sicherzustellen.


Fazit

Eine Revision mit Prothesenwechsel an Hüfte oder Knie ist eine anspruchsvolle, aber manchmal notwendige Operation, um Lebensqualität zurückzugewinnen. Dank moderner Technologien und innovativer Behandlungsmethoden sind die Erfolgsaussichten für eine langfristige Lösung heute besser denn je. Vertrauen Sie auf die Expertise eines erfahrenen Spezialisten und nutzen Sie frühzeitig die Möglichkeiten der modernen Orthopädie. Ihr Weg zurück zu mehr Lebensfreude beginnt mit einer fundierten Beratung!

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