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Luxation der Hüftprothese – Kurzschaftprothesen bieten mehr Sicherheit

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Wie der "anteriore Tilt" bei Kurzschaftprothesen vor Hüftluxationen schützt

Die Luxation, also das Ausrenken einer Hüftprothese (Hüft-TEP), ist eine der gefürchtetsten Komplikationen nach einem Hüftgelenksersatz. Moderne Implantattechnologien wie die Kurzschaftprothese haben jedoch maßgeblich dazu beigetragen, das Risiko für eine Luxation signifikant zu senken. Dieser Beitrag beleuchtet die Gründe für das verringerte Luxationsrisiko mit Kurzschaftprothesen und erklärt, warum sie sich in vielen Fällen als optimale Lösung für Patienten etabliert haben.


Warum Luxationen bei Hüftprothesen (Hüft-TEP) auftreten können

Die Luxation einer Hüftprothese kann verschiedene Ursachen haben:

  1. Suboptimale Rekonstruktion der Hüftanatomie: Wird die ursprüngliche Anatomie der Hüfte nicht präzise wiederhergestellt, steigt das Risiko für Instabilität.
  2. Weichteilspannung: Eine falsche Spannung der umgebenden Muskeln und Bänder kann eine Luxation begünstigen.
  3. Bewegungsabläufe: Risikobewegungen wie starke Beugungen oder Rotationen können die Prothese aus ihrer Position bringen.

Die Art der Prothese und die chirurgische Technik spielen eine zentrale Rolle bei der Minimierung dieser Risiken.


Der Vorteil der Kurzschaftprothese bei der Rekonstruktion der Anatomie

Die Kurzschaftprothese unterscheidet sich wesentlich von längeren, traditionellen Geradschaftprothesen. Ihr Design erlaubt eine naturgetreue Rekonstruktion der individuellen Hüftanatomie, insbesondere durch die Berücksichtigung des sogenannten anterioren Tilts.


(siehe auch: "Kurzschaftprothese: Vorteile, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren")


Was ist der anteriore Tilt?

Der anteriore Tilt beschreibt die natürliche, nach vorne gerichtete Schräge des Schenkelhalses im Bereich des Hüftgelenks. Diese Schrägstellung sorgt für die biomechanisch optimale Lastverteilung und Stabilität im Gelenk.

Bei einem langen Schaft, der in der Diaphyse des Oberschenkelknochens verankert wird, ist die Möglichkeit eingeschränkt, diesen anatomischen Winkel präzise nachzubilden. Die Diaphyse, also der zentrale Röhrenanteil des Oberschenkelknochens, erzwingt eine Ausrichtung entlang ihrer natürlichen Achse, was oft nicht mit der individuellen Neigung des Schenkelhalses übereinstimmt.


Warum Kurzschaftprothesen den anterioren Tilt unterstützen

Die Kurzschaftprothese wird primär im oberen Teil des Oberschenkelknochens, der sogenannten Metaphyse, verankert. Dieser Ansatzpunkt erlaubt eine präzisere Anpassung an die natürliche Schrägstellung des Schenkelhalses. Ein Kurzschaft droht durch seine kürzere Schaftlänge trotz dieser Schrägstellung nicht durch die Knochenwand, die sogenannte Kortikalis, zu brechen. Dadurch wird:

  1. Eine biomechanisch optimale Rekonstruktion der Anatomie gewährleistet.
  2. Eine höhere Stabilität des Hüftgelenks ermöglicht, da die natürliche Bewegungsachse erhalten bleibt.
  3. Das Luxationsrisiko minimiert, da der Oberschenkelkopf in der richtigen Position zur Hüftpfanne steht.


Geradschaft vs. Kurzschaft: Warum der Unterschied entscheidend ist

Längere, geradlinige Schäfte setzen eine Verankerung in der Diaphyse voraus. Dies hat mehrere Nachteile:

  1. Biomechanischer Konflikt: Die starre Ausrichtung des Schaftes widerspricht oft der natürlichen Schrägstellung des Schenkelhalses.
  2. Erhöhtes Luxationsrisiko: Durch die nicht-anatomische Ausrichtung entsteht eine Instabilität im Gelenk.
  3. Mehr Weichteilschäden: Bei der Implantation eines langen Schaftes muss oft mehr Knochensubstanz und Weichgewebe entfernt werden, was die Heilung erschwert.

Im Gegensatz dazu erhalten Kurzschaftprothesen die individuelle Geometrie und sorgen für eine funktionelle Rekonstruktion der Hüfte.


Kurzschaftprothesen: Weniger invasiv, mehr Sicherheit

Die geringere Länge der Kurzschaftprothese ermöglicht nicht nur eine bessere anatomische Anpassung, sondern auch eine weniger invasive Operationstechnik. Dadurch werden:

  • Das umliegende Gewebe und die Muskeln geschont, was die postoperative Mobilität beschleunigt.
  • Die Knochenstruktur geschont: Dies erleichtert spätere Revisionen, falls notwendig.


(siehe auch: "Nur 90 Grad Beugung nach Hüft-TEP: Ist das wirklich notwendig?"


Luxationen bei Hüftprothesen minimieren – Fazit

Die Kurzschaftprothese hat sich in der Hüftchirurgie als besonders sicher und effektiv erwiesen, gerade wenn es darum geht, das Risiko einer Luxation zu reduzieren. Durch ihre Fähigkeit, den anterioren Tilt zu berücksichtigen und die Hüftanatomie exakt nachzubilden, setzen sie neue Maßstäbe in der Endoprothetik. Patienten profitieren von mehr Stabilität, weniger Komplikationen und einer schnelleren Genesung. In spezialisierten Zentren, die modernste Operationstechniken wie AMIS oder ALMIS einsetzen, kann dieser Prothesentyp optimal eingebracht werden.

Eine Nutzung von Kurzschaftprothesen bringt für viele Patienten einen deutlichen Zugewinn an Lebensqualität – mit maximaler Sicherheit und einer neuen Bewegungsfreiheit ohne Schmerzen.

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