PROF. DR. MED.
KARL PHILIPP KUTZNER
SPEZIALIST FÜR HÜFT- UND KNIEENDOPROTHETIK
Als Kernelement der Arthrosetherapie sehen alle Leitlinien die Bewegungstherapie an. Die Bewegungstherapie kann abhängig von Alter, Komorbidität, Schmerzintensität und Bewegungseinschränkungen Übungen zur Kräftigung und Mobilisierung umfassen, sie dient aber auch zur Steigerung der körperlichen Belastungsfähigkeit. Bei Einschränkungen der funktionellen Beweglichkeit empfehlen die Leitlinien Techniken der passiven Gelenkmobilisation, die sie ebenfalls als Element der Bewegungstherapie definieren. Insbesondere die Physiotherapie ist ein wesentlicher Baustein der Behandlung. Hier erlernen die Patienten Übungen, die sie im besten Fall zu Hause in Eigenregie weiterführen können.
Sportliche Aktivität, wie Radfahren oder Schwimmen, kann Schmerz reduzieren, die Beweglichkeit verbessern, den Gelenkstoffwechsel steigern sowie die umgebende Muskulatur kräftigen und wird ebenfalls als wichtiger Bestandteil der konservativen Therapie angesehen.
Die Entscheidung über die Art der sportlichen Aktivität (Wandern, Radfahren, Golfen, Tennis...) sollte individualisiert erfolgen und einerseits anatomische Voraussetzungen (Beinachsen, Begleitpathologien) und andererseits die aktuelle Schmerz- und Entzündungsreaktion der Arthrose berücksichtigen. Eine sportbedingte Überlastung ist dabei zu vermeiden. Bei akuten Gelenkschmerzen und Schwellungen kann häufig auch ein vorübergehendes Sportverbot notwendig werden.
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) sind eine Gruppe von Medikamenten, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Somit sind sie besonders wirksam bei entzündungsbedingten Arthroseschmerzen.
Aufgrund großer interindividueller Schwankungen in Bioverfügbarkeit und Halbwertszeit ist die Wirkung bei Patienten unterschiedlich stark ausgeprägt.
NSAR sollten nicht zur Dauerbehandlung eingesetzt werden, sondern nur befristet („nach Bedarf“) während der Schmerzperioden und bis zum Abklingen der Entzündung. Die Dauer einer Behandlung ist nicht immer vorhersagbar, sollte aber bis zum Rückgang der Entzündungsymptome (wie Schwellung, Schmerz, Erwärmung) durchgeführt werden. Die Wirkung der NSAR tritt im Durchschnitt etwa 0,5–1 Stunde nach Einnahme auf, bei Tabletten mit verzögerter Freisetzung (z.B. Retard-Tabletten) nach etwa 1–3 Stunden.
NSAR besitzen ein beachtliches Potential an Nebenwirkungen, die besonders im höheren Lebensalter als auch bei höherer Dosierung auftreten. Insbesondere können sie bei langer Anwendung den Magen, die Nieren und das Herz-Kreislauf-System schädigen.
Systemische COX-2-Hemmer sind eine spezielle Form der NSAR, die insbesondere die Nebenwirkungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes deutlich reduzieren können.
NSAR können bei starken Schmerzzuständen gut mit Metamizol (Novalgin, Novaminsulfon) kombiniert werden. Der genaue Wirkmechanismus von Metamizol ist jedoch bis heute nicht bekannt.
Paracetamol zeigt bei Patienten mit Arthrose keine klinisch signifikante schmerzlindernde Wirkung. Zu diesem Ergebnis kommen zahlreiche Studien.
Arthrosepatienten sollten zudem sehr zurückhaltend mit Opiaten behandelt werden. Diese sind reine Schmerzhemmer und wirken nicht gegen die Entzündung in den Gelenken. Der Nutzen dieser Schmerzmittel ist somit gering und steht einem hohen Risiko für Nebenwirkungen gegenüber. Auch beinhalten sie ein nicht unerhebliches Suchtpotential.
Die verschiedenen Substanzgruppen der Schmerztherapie werden individuell eingesetzt, wobei stets Nutzen und Nebenwirkungen abgewogen werden müssen.
Infiltrationen der Gelenke erfolgen unter sterilen Bedingungen, trotzdem bleibt ein Restrisiko. Es können Hautkeime in das Gelenk verschleppt werden, was eine Gelenkinfektion auslösen kann. Die Häufigkeit dafür wird in der Literatur mit 1:10000 angegeben. Auch eine allergische Reaktion, eine Blutung oder die Schädigung eines dünnen Nervs durch die Nadel sind in sehr seltenen Fällen möglich.
Trotz dieser Risiken ist die Gelenkinfiltration bei Arthrose eine sinnvolle Maßnahme. Die verabreichten
Medikamente wirken direkt im Gelenk und haben teilweise eine langanhaltende Wirkung. Die häufigen
Magenprobleme DER entzündungshemmenden Tabletten treten nicht auf.
Glukokortikoide, oft auch kurz als Kortisone bezeichnet, wirken stark
entzündungshemmend. Mit dem Einspritzen in das Gelenk kann das Kortison direkt auf die gereizte und entzündete Gelenkinnenhaut (Synovialis) einwirken. Diese Maßnahmen sollten so selten wie möglich durchgeführt werden. Zwar ist Kortison stark wirksam, es kann aber, insbesondere bei häufiger Anwendung, auch dem Gelenkknorpel schaden. Vor allem bei der aktivierten Arthrose
mit Schwellung und Erguss ist eine Injektion von Cortison in das Gelenk häufig sehr effektiv. Dabei kann auch ein praller Gelenkerguss abpunktiert werden. Durch das Herausziehen des Ergusses wird der Druck im Inneren des Gelenkes gesenkt. Die Wirkung des Kortisons lässt jedoch zumeist bereits nach ca. 4 Wochen wieder deutlich nach.
Hyaluronsäure wird seit mehreren Jahrzehnten bei der symptomatischen Behandlung von Arthrosen unterschiedlicher Gelenke eingesetzt. Es handelt sich um eine natürlich im Gelenk vorkommende Substanz. Vor allem Knorpelzellen und die Gelenkschleimhaut bilden Hyaluronsäure. Die wasserbindende Hyaluronsäure und ihrer Polymere (langkettige Verbindungen) halten die Gelenkflüssigkeit viskos (dickflüssig). Damit ist die Hyaluronsäure das eigentliche "Schmiermittel" im Gelenk, das die Gleitfähigkeit der Gelenkflächen unterstützt. Bei Entzündungen oder nach Verletzungen bzw. im höheren Alter sinkt die Verfügbarkeit der Hyaluronsäure im Gelenk. Durch eine Spritze mit Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk können die nachteiligen Folgen der fehlenden Hyaluronsäure wieder ausgeglichen werden. Ziel ist es, dem durch die erhöhte Reibung der Gelenkflächen entstehenden Gelenkverschleiß vorzubeugen oder diesen zumindest zu verlangsamen.
Trotz einer Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen ist die Wirksamkeit dieser Therapieform in der Literatur nach wie vor umstritten. In neueren und hochwertigen Metaanalysen wird jedoch eine klinisch relevante Schmerzhemmung beschrieben. Die Therapie mit Hyaluronsäure ist weit verbreitet, sie wird von den gesetzlichen Krankenkassen aber noch nicht übernommen.
Die Behandlung mit autologem konditioniertem Plasma (ACP) stellt ein neuartiges Behandlungsverfahren zur Therapie verschleißbedingter Gelenkbeschwerden dar. Es ist bekannt, dass die im menschlichen Blut enthaltenen Wachstumsfaktoren
verschiedenste Heilungsvorgänge positiv beeinflussen können. Auf dieser Erkenntnis beruht die ACP-Therapie. Mittels hochkonzentrierter Wachstumsfaktoren im Blut (aus den Thrombozyten bzw. Blutplättchen) können
Heilungs- und Aufbauprozesse im geschädigten Gelenkknorpel und Sehnengewebe angeregt werden. Erste klinische Ergebnisse zeigen signifikante Verbesserungen hinsichtlich Schmerzverlauf und Beweglichkeit.
Hierfür ist eine Blutentnahme erforderlich. Durch ein spezielles Trennverfahren mittels Zentrifuge wird der Teil des Blutes gewonnen, der körpereigene regenerative und arthrosehemmende Bestandteile enthält. Die so gewonnene körpereigene Lösung wird anschließend direkt in das betroffene Gelenk injiziert. Dies geschieht mittels einer speziell entwickelten Doppelspritze, die höchste Patientenssicherheit gewährleistet. Zu empfehlen ist die ACP-Therapie bei schmerzhaften leichten bis mittelschweren Arthrosen
(Arthrosen Grad I-III). Bei Arthrose Grad IV ist der therapeutische Effekt jedoch gering.
PROF. DR. MED.
KARL PHILIPP KUTZNER
FACHARZT FÜR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE
SPEZIELLE
ORTHOPÄDISCHE CHIRURGIE
SPORTMEDIZIN
NOTFALLMEDIZIN
SPEZIALIST FÜR HÜFT- UND KNIEENDOPROTHETIK
PROFESSOR DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN DER JOHANNES-GUTENBERG UNIVERSITÄT MAINZ,
LEHRKÖRPER FÜR DAS FACH
ORTHOPÄDIE
ENDOPROTHETICUM RHEIN-MAIN
SPEZIALPRAXIS FÜR GELENKERSATZ UND GELENKCHIRURGIE
AN DER FAHRT 15
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PROF. DR. MED.
KARL PHILIPP KUTZNER
SPEZIALIST FÜR HÜFT- UND KNIEENDOPROTHETIK