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Gelenkersatz: Sicherer Umgang mit Unterarmgehstützen

ENDOPROTHETICUM Rhein-Main / Prof. Dr. med. K.P. Kutzner

Tipps und Tricks für die Nutzung von Unterarmgehstützen zur Vorbereitung auf Ihre endoprothetische Operation

Ein künstliches Gelenk ist oft der erste Schritt zurück in ein aktives, selbstbestimmtes Leben. Ob Hüftprothese oder Knieprothese – nach einem Gelenkersatz ist die richtige Unterstützung im Alltag entscheidend. Unterarmgehstützen, umgangssprachlich auch Krücken genannt, sind dabei unverzichtbare Begleiter.
Sie entlasten das neue Gelenk, fördern eine sichere Mobilität und helfen, Komplikationen zu vermeiden. Doch: Der Umgang mit Krücken will gelernt sein!
In diesem Blogartikel zeigen wir Ihnen alles, was Sie wissen müssen – von der Auswahl über die richtige Technik bis hin zu Alltagstipps und psychologischer Unterstützung.
Unser Ziel:
Deine sichere Rückkehr zur Mobilität – Schritt für Schritt.


Bitte ergänzen Sie das Lesen des Textes mit der  Betrachtung entsprechender Videos (klicken Sie z.B.  hier).

orthopy.de/gehen-an-unterarmgehstuetzen-videoanleitung-laufen-an-kruecken/


Was sind Unterarmgehstützen (Krücken)?

Unterarmgehstützen sind Mobilitätshilfen, die den Patienten helfen, Gewicht von einem oder beiden Beinen zu nehmen, während sie sich bewegen. Sie bestehen aus:

  • Griff: Zum Festhalten und Abstützen.
  • Manschette: Umschließt den Unterarm für bessere Kontrolle.
  • Rohr: Verbindung zwischen Griff und Bodenkontakt.
  • Gummipuffer: Sorgt für Rutschfestigkeit auf dem Boden.


Krücken vs. Unterarmgehstützen

Im Alltag werden die Begriffe oft synonym verwendet. Streng genommen bezeichnet „Krücken“ alle Arten von Gehhilfen, während „Unterarmgehstützen“ speziell jene sind, die den Unterarm einbeziehen.

Moderne Entwicklung

Heutige Unterarmgehstützen sind leicht, ergonomisch und teils sogar stoßdämpfend. Materialien wie Aluminium oder Carbon sorgen für hohe Stabilität bei geringem Gewicht.


Warum sind Unterarmgehstützen nach Gelenkersatz wichtig?

Egal ob Hüftprothese oder Knieprothese: Direkt nach der Operation ist das neue Gelenk noch empfindlich. Unterarmgehstützen helfen dabei:

  • Druck zu reduzieren: Das Gewicht wird gleichmäßig verteilt.
  • Luxationen zu vermeiden: Besonders wichtig bei künstlichem Hüftgelenk.
  • Koordination zu verbessern: Sie geben Sicherheit beim Gehen.
  • Muskulatur wieder aufzubauen: Durch gezieltes Training mit Krücken.

Wichtig: Eine zu frühe vollständige Belastung kann das Operationsergebnis gefährden. Krücken sind Schutz und Trainingshilfe zugleich.


Auswahl der richtigen Unterarmgehstützen

Material

  • Aluminium: Leicht und robust. Ideal für den Alltag.
  • Carbon: Extrem leicht, teuer, ideal für sportlich Aktive.
  • Stahl: Sehr stabil, aber schwer. Heute selten.

Griffarten

  • Ergonomisch geformte Griffe: Entlasten Hände und Handgelenke.
  • Softgriffe: Besonders bei langer Nutzung angenehm.
  • Standardgriffe: Günstig, aber weniger komfortabel.

Manschette

Eine geschlossene oder halboffene Manschette hält die Krücke sicher am Arm.
Ideal:
Halboffene Modelle – lassen sich bei Bedarf leichter ablegen.


Richtige Einstellung der Krücken

Falsch eingestellte Krücken führen zu Schmerzen oder Stürzen.
 
So stellst du sie richtig ein:

  • Griffhöhe: Beim aufrechten Stehen sollten die Handgriffe auf Höhe der Handgelenke sein.
  • Manschette: 2,5–5 cm unter dem Ellenbogen.
  • Abstand: Krücken etwa 15 cm seitlich vom Körper platzieren.

Tipp: Lass die Einstellung vom Fachpersonal oder Physiotherapeuten kontrollieren!


Warum es wichtig ist, sich bereits vor der Operation mit Gehstützen vertraut zu machen – Prähabilitation für mehr Erfolg

Viele Patientinnen und Patienten denken erst nach einer Operation über den Gebrauch von Unterarmgehstützen oder Krücken nach. Dabei ist es entscheidend, sich schon vor dem Eingriff mit dem sicheren Umgang vertraut zu machen.
Dieses frühzeitige Training ist Teil eines modernen Konzepts, das sich
Prähabilitation nennt.

Was bedeutet Prähabilitation?

Prähabilitation setzt sich aus „prä“ (vor) und „Rehabilitation“ zusammen. Es handelt sich also um gezielte Vorbereitung auf eine anstehende Operation – zum Beispiel eine Hüftprothese oder Knieprothese.
Ziel ist es, den Körper und Geist auf die Belastungen des Eingriffs einzustimmen, um
bessere postoperative Ergebnisse zu erzielen.

Warum ist Prähabilitation so wichtig?

  • Schnelleres Lernen: Wer bereits vor der OP übt, mit Unterarmgehstützen sicher zu gehen, wird nach dem Eingriff schneller mobil.
  • Weniger Unsicherheit: Ängste und Unsicherheiten im Umgang mit Krücken lassen sich vor der OP gezielt abbauen.
  • Bessere Muskulatur: Prähabilitative Übungen kräftigen Muskeln und verbessern das Gleichgewicht – ein großer Vorteil für die Rehabilitation.
  • Reduzierte Komplikationen: Patienten, die sich sicher mit Krücken bewegen können, stürzen seltener und belasten ihr neues künstliches Gelenk optimal.
  • Aktive Teilhabe: Durch Prähabilitation übernehmen Patienten eine aktive Rolle in ihrer Genesung – das stärkt das Selbstbewusstsein und die Motivation.

Was gehört zur Prähabilitation?

  • Einweisung in den richtigen Gebrauch von Krücken
  • Gehtraining mit Simulationsbelastung
  • Kräftigungsübungen für Beine, Arme und Rumpf
  • Gleichgewichtstraining
  • Informationen zur Operationsvorbereitung

👉 Zusammengefasst: Wer frühzeitig mit der Prähabilitation beginnt, legt den Grundstein für eine schnellere und sicherere Rückkehr in den Alltag. Besonders bei Hüftprothesen und Knieprothesen macht sich diese Investition in die eigene Gesundheit doppelt bezahlt.


Erste Schritte: Der sichere Start mit Krücken

Vorbereitung zuhause

  • Stolperfallen wie Teppiche entfernen
  • Möbel umstellen, um mehr Platz zu schaffen
  • Rutschfeste Matten im Bad auslegen

Gehen lernen

  • Krücken gleichzeitig nach vorne setzen
  • Gesundes Bein nachziehen
  • Belastungsgrad an die ärztliche Vorgabe anpassen

Übung macht den Meister! Trainiere kurze Strecken und steigere dich langsam.


Typische Fehler im Umgang mit Unterarmgehstützen – und wie Sie sie vermeiden

Fehler 1: Falsche Krückenhöhe

Problem:
Zu hohe oder zu niedrige Krücken führen zu Fehlhaltungen und Schmerzen in Rücken, Schultern oder Handgelenken.

Lösung:
Die Handgriffe müssen auf Höhe der Handgelenke eingestellt sein, wenn du aufrecht stehst. Die Manschette darf den Ellenbogen nicht berühren.

Fehler 2: Unsicherer Bodenkontakt

Problem:
Abgenutzte Gummipuffer oder glatte Böden erhöhen die Sturzgefahr.

Lösung:
Regelmäßig die Gummipuffer kontrollieren und bei Bedarf ersetzen. Auf rutschfestes Schuhwerk achten!

Fehler 3: Überbelastung

Problem:
Zu schnelle Steigerung der Gehstrecke oder Belastung schadet dem neuen Gelenk.

Lösung:
Trainingspläne deines Arztes oder Physiotherapeuten befolgen. Auf Körpersignale hören und bei Schmerzen pausieren.

Fehler 4: Krücken falsch abstellen

Problem:
Krücken rutschen leicht weg, wenn sie unsachgemäß abgestützt werden.

Lösung:
Nutze Krückenhalter oder sichere Ablageorte. Lege sie nie lose auf den Boden.


Belastung nach Hüftprothese oder Knieprothese – Wie viel darf ich?

Im ENDOPROTHETICUM ist in den allermeisten Fällen Vollbelastung nach der Operation erlaubt!

Belastungsstufen

  • Vollbelastung: Sofortiges Belasten des operierten Beins (meist bei zementierten Prothesen).
  • Teilbelastung: Nur ein Teil des Körpergewichts darf auf das Bein wirken.
  • Anfangs keine Belastung: Selten bei komplizierten Operationen oder Revisionen.

Wie erkenne ich, was für mich richtig ist?

  • Nach der Operation erfolgt die finale Belastungsfreigabe!
  • Physiotherapeutische Begleitung.
  • Individuelle Faktoren wie Alter, Knochendichte und OP-Technik berücksichtigen.

Wichtig: Moderne Prothesen und Techniken ermöglichen oft eine frühe Volllbelastung!


Techniken für sicheres Gehen mit Unterarmgehstützen

3-Punkt-Gang

  • Beide Krücken vorschieben.
  • Das operierte Bein nach vorne bewegen.
  • Gesundes Bein nachziehen.

Ideal bei Teilbelastung.

4-Punkt-Gang

  • Linke Krücke und rechtes Bein bewegen.
  • Rechte Krücke und linkes Bein bewegen.

Für höhere Stabilität, z.B. bei älteren Patienten.


Treppensteigen mit Krücken

Hinauf:

  • Gesundes Bein zuerst.
  • Krücken und operiertes Bein nachziehen.

Hinunter:

  • Krücken und operiertes Bein zuerst.
  • Gesundes Bein nachziehen.

Merksatz:
"Das Gute geht rauf, das Schlechte geht runter."


Sicherheit im Alltag – So meistern Sie jede Situation

Bodenbeläge

  • Teppichkanten fixieren
  • Rutschfeste Teppiche verwenden

Badezimmer

  • Haltegriffe installieren
  • Duschhocker verwenden
  • Rutschfeste Matten auslegen

Küche

  • Alles Wichtige auf erreichbarer Höhe platzieren
  • Rollwagen für Transporte nutzen


Tipps für den Alltag mit Krücken

  • Rucksack oder Umhängetasche verwenden, um die Hände frei zu haben.
  • Ergonomische Krücken nutzen, um Handgelenke zu schonen.
  • Krückenpolster montieren für mehr Komfort.
  • Pause machen: Regelmäßige Sitzpausen helfen, Überlastungen zu vermeiden.


Unterarmgehstützen und Reha – So unterstützen sie Ihre Genesung optimal

Krücken in der Frühphase der Rehabilitation

Nach einer Operation, z. B. bei Implantation einer Hüftprothese oder Knieprothese, helfen Krücken dabei:

  • Das neue Gelenk zu entlasten.
  • Muskeln und Sehnen langsam an die Bewegung zu gewöhnen.
  • Verletzungen und Komplikationen wie Luxationen zu vermeiden.

Ziel:
Frühzeitig sicheres Gehen lernen, um Mobilität und Selbstständigkeit wiederzuerlangen.

Training mit Physiotherapie

Unter Anleitung eines Therapeuten lernen Patienten:

  • Richtiges Gehen: Schritt für Schritt wieder Belastung aufbauen.
  • Gleichgewicht und Koordination: Spezielle Übungen verbessern Stabilität.
  • Muskelkräftigung: Gezieltes Training schützt das künstliche Gelenk langfristig.

Wann können die Krücken weggelassen werden?

Das hängt ab von:

  • Art des Implantats (z. B. Kurzschaftprothese → häufig schnellerer Belastungsaufbau möglich)
  • Heilungsverlauf
  • Muskelkraft
  • Stabilität beim Gehen

Typische Faustregel:
Krücken mindestens 4–6 Wochen nutzen, bei optimalem Verlauf manchmal kürzer.


FAQ – Häufige Fragen zu Unterarmgehstützen

Wie lange muss ich Krücken benutzen?

Antwort: Je nach OP und Heilungsverlauf zwischen 4–8 Wochen.

Kann ich Autofahren mit Krücken?

Antwort: Sobald du ohne Krücken sicher auftreten kannst und die Beweglichkeit ausreicht – vorher bitte ärztliche Freigabe einholen!

Was tun bei Schmerzen in den Handgelenken?

Antwort: Ergonomische Griffe verwenden und gegebenenfalls Krücken mit Federung ausprobieren.

Sind Krücken auf Rezept erhältlich?

Antwort: Ja, der Arzt kann ein Rezept ausstellen. Die Krankenkasse übernimmt meist die Kosten.


Fazit: Sicher mobil mit Unterarmgehstützen nach Gelenkersatz

Unterarmgehstützen sind nach einer Operation mit einer Hüftprothese (Hüft-TEP), Knieprothese (Knie-TEP) oder einem anderen künstlichen Gelenk unverzichtbare Begleiter. Sie helfen nicht nur dabei, die Belastung auf das neue Gelenk zu steuern, sondern fördern auch eine sichere und schnelle Rehabilitation.
Mit der richtigen Technik, einer optimalen Einstellung der Krücken und gezieltem Training kann jeder Patient rasch seine Mobilität zurückerlangen.

Wichtig:

  • Achten Sie auf hochwertige Krücken.
  • Nutzen Sie Zubehör wie Reflektoren oder Gummipuffer.
  • Üben Sie das richtige Gehen frühzeitig mit Physiotherapeuten.
  • Sehen Sie Unterarmgehstützen als Zeichen Ihrer Genesung, nicht als Hindernis.

Mit Geduld, Übung und der richtigen Einstellung steht einem aktiven und selbstbestimmten Leben nach Gelenkersatz nichts im Wege!

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