Hüft-TEP: Wann zementfrei, wann zementiert?
Welche Kriterien gelten für die Wahl einer zementfreien oder zementierten Hüftprothese (Hüft-TEP)?

Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks, auch als Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) bezeichnet, ist eine der erfolgreichsten Operationen in der modernen Orthopädie. Dabei stehen verschiedene Methoden zur Verankerung der Prothese zur Verfügung: die zementierte und die zementfreie Fixierung. Beide Techniken haben spezifische Vorteile und Nachteile, die abhängig von den individuellen Patientenbedingungen abgewogen werden sollten.
In diesem Artikel werden die beiden Verfahren umfassend vorgestellt, ihre jeweiligen Einsatzgebiete diskutiert und wichtige Entscheidungskriterien erläutert. Ziel ist es, eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Patienten und Ärzte zu bieten.
2. Anatomische Grundlagen des Hüftgelenks
Das Hüftgelenk ist eines der größten und am stärksten beanspruchten Gelenke im menschlichen Körper. Es besteht aus dem kugelförmigen Oberschenkelkopf (Caput femoris) und der Pfanne (Acetabulum) im Becken. Ein komplexes Zusammenspiel aus Knorpel, Bändern, Muskeln und Gelenkflüssigkeit sorgt für Stabilität und reibungslose Bewegung.
Verschleißerscheinungen wie Arthrose führen zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und letztlich zur Notwendigkeit eines Gelenkersatzes.
3. Geschichte und Entwicklung der Hüft-TEP
Die moderne Hüftprothetik hat eine lange Entwicklung hinter sich. Die ersten Versuche mit künstlichen Gelenken reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. In den 1960er Jahren revolutionierte Sir John Charnley die Endoprothetik mit der Einführung des zementierten Prothesenschafts. Später wurden zementfreie Modelle entwickelt, die eine biologische Integration des Implantats in den Knochen ermöglichen.
Heute stehen modernste Materialien und Techniken zur Verfügung, die die Haltbarkeit und Funktionalität der Prothesen erheblich verbessert haben.
4. Zementierte Hüft-TEP
4.1 Verfahren und Technik
Bei der zementierten Hüft-TEP wird der Prothesenschaft mit Knochenzement im Oberschenkelknochen fixiert. Der Zement (Polymethylmethacrylat, PMMA) härtet innerhalb von Minuten aus und schafft eine sofort belastbare Verbindung zwischen Implantat und Knochen.
4.2 Vorteile der zementierten Hüftprothese
- Sofortige Belastbarkeit: Die Prothese kann direkt nach der Operation voll belastet werden.
- Geeignet bei Osteoporose: Bei weichem oder porösem Knochen bietet die Zementfixierung eine stabile Verankerung.
- Weniger Frakturrisiko: Keine Notwendigkeit, das Implantat fest in den Knochen einzupressen, was Frakturen vermeiden kann.
4.3 Nachteile der zementierten Hüftprothese
- Revisionen sind schwieriger: Das Entfernen einer zementierten Prothese ist aufwendig und kann Knochenverlust verursachen.
- Mögliche Zementreaktionen: In seltenen Fällen können Zementallergien oder Zementembolien auftreten.
4.4 Indikationen der zementierten Hüftprothese
- Ältere Patienten mit reduzierter Knochenqualität
- Patienten mit Osteoporose
- Personen mit eingeschränkter Mobilität
5. Zementfreie Hüft-TEP
5.1 Verfahren und Technik
Bei der zementfreien Technik wird das Implantat durch eine speziell beschichtete Oberfläche mit dem Knochen verbunden. Diese poröse Struktur fördert das Einwachsen des Knochens und sorgt für eine stabile, biologische Fixierung.
5.2 Vorteile der zementfreien Hüftprothese
- Längere Haltbarkeit: Die biologische Integration kann eine stabilere Langzeitverankerung bieten.
- Einfachere Wechseloperationen: Kein Zement, der entfernt werden muss.
- Keine Zementkomplikationen: Kein Risiko für Zementbruch oder Embolien.
5.3 Nachteile der zementfreien Hüftprothese
- Verzögerte Belastbarkeit: Die volle Belastbarkeit wird erst nach einigen Wochen erreicht.
- Höheres Frakturrisiko während der OP: Das Einpressen des Implantats kann den Knochen schwächen.
5.4 Indikationen der zementfreien Hüftprothese
- Jüngere, aktive Patienten
- Gute Knochenqualität
- Patienten mit hoher körperlicher Beanspruchung
6. Hybrid-Technik
Eine Kombination aus beiden Methoden ist die sogenannte Hybrid-Technik. Dabei wird beispielsweise die Hüftpfanne zementfrei und der Schaft zementiert implantiert. Diese Technik kann Vorteile beider Verfahren kombinieren.
7. Entscheidungskriterien: Wann zementfrei, wann zementiert?
Die Wahl zwischen zementierter und zementfreier Hüft-TEP hängt von mehreren Faktoren ab:
- Alter: Jüngere Patienten erhalten oft zementfreie Prothesen.
- Knochenqualität: Osteoporose spricht eher für eine zementierte Prothese.
- Aktivitätsniveau: Sportliche Menschen profitieren oft von zementfreien Modellen.
- Erkrankungen: Bestimmte Vorerkrankungen können eine zementierte Fixierung erforderlich machen.
8. Rehabilitation und Nachsorge
Die richtige Nachbehandlung spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Prothese. Physiotherapie, gezielte Kräftigungsübungen und eine schrittweise Steigerung der Belastung sind essenziell für eine optimale Funktion des neuen Gelenks.
9. Fazit: Die Wahl einer zementfreien oder zementierten Hüft-TEP ist individuell!
Beide Methoden haben ihre Berechtigung und sollten individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Die zementierte Fixierung bietet sofortige Stabilität, während die zementfreie Variante eine langfristige biologische Integration ermöglicht. Eine ausführliche Beratung durch den behandelnden Hüftspezialisten ist unerlässlich, um die beste Entscheidung zu treffen.
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