PROF. DR. MED.
KARL PHILIPP KUTZNER
SPEZIALIST FÜR HÜFT- UND KNIEENDOPROTHETIK
Leistenschmerzen sind ein häufiges Symptom, das sowohl bei sportlich aktiven Menschen als auch in der allgemeinen Bevölkerung auftritt. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von muskulären Problemen über Nervenreizungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen des Hüftgelenks. Oftmals wird die Hüfte als Ursprung der Beschwerden übersehen, obwohl Hüftpathologien häufig für Leistenschmerzen verantwortlich sind. In diesem umfassenden Blogbeitrag werden wir die anatomische Beschaffenheit des Hüftgelenks detailliert erläutern, die Zusammenhänge zwischen Hüftpathologien und Leistenschmerzen aufzeigen, mögliche Differenzialdiagnosen diskutieren und häufige Fehldiagnosen beleuchten.
Das Hüftgelenk (Articulatio coxae) ist ein zentrales Gelenk des menschlichen Bewegungsapparates und verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Becken (Pelvis). Es handelt sich um ein Kugelgelenk, das eine hohe Beweglichkeit in mehrere Richtungen ermöglicht und gleichzeitig das Körpergewicht trägt.
Die Hauptknochenstrukturen des Hüftgelenks sind:
Diese knöchernen Strukturen bilden zusammen das Hüftgelenk und ermöglichen Bewegungen wie Beugung, Streckung, Abduktion, Adduktion sowie Innen- und Außenrotation.
Die Gelenkflächen von Femurkopf und Acetabulum sind mit hyalinem Knorpel überzogen, der als Stoßdämpfer fungiert und reibungsarme Bewegungen ermöglicht. Zusätzlich umgibt das Acetabulum eine faserknorpelige Struktur, das Labrum acetabulare, welches die Gelenkpfanne vertieft und zur Stabilität des Gelenks beiträgt.
Das Hüftgelenk wird von einer kräftigen Gelenkkapsel umschlossen, die durch mehrere Bänder verstärkt wird:
Diese Bänder sorgen für die Stabilität des Hüftgelenks und begrenzen extreme Bewegungen.
Die Bewegungen des Hüftgelenks werden durch eine Vielzahl von Muskeln ermöglicht:
Ein harmonisches Zusammenspiel dieser Muskeln ist essenziell für die Funktionalität und Stabilität des Hüftgelenks.
Leistenschmerzen können oft auf Erkrankungen oder Verletzungen des Hüftgelenks zurückgeführt werden. Dies liegt an der engen anatomischen und funktionellen Verbindung zwischen Hüfte und Leiste. Im Folgenden werden einige häufige Hüftpathologien vorgestellt, die Leistenschmerzen verursachen können.
Koxarthrose bezeichnet den degenerativen Verschleiß des Hüftgelenks, bei dem der Gelenkknorpel zunehmend abgebaut wird. Dies führt zu Schmerzen, die häufig in der Leiste lokalisiert sind und bis in den Oberschenkel oder das Knie ausstrahlen können. Typische Symptome sind Anlaufschmerzen nach Ruhephasen, Belastungsschmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit des Hüftgelenks. Im fortgeschrittenen Stadium können auch Ruheschmerzen auftreten.
Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene oder erworbene Fehlbildung des Hüftgelenks, bei der das Acetabulum den Femurkopf nicht ausreichend überdacht. Dies führt zu einer Instabilität des Gelenks und kann bereits im jungen Erwachsenenalter zu Schmerzen und einer vorzeitigen Arthrose führen. Leistenschmerzen sind ein häufiges Symptom, oft begleitet von einem Gefühl der Instabilität oder einem "Schnappen" im Gelenk.
Das femoroazetabuläre Impingement beschreibt eine Einklemmungssymptomatik im Hüftgelenk, die durch strukturelle Veränderungen am Femurkopf oder am Acetabulum verursacht wird. Es werden zwei Hauptformen unterschieden:
Beide Formen des FAI können Leistenschmerzen verursachen, die typischerweise bei sportlichen Aktivitäten auftreten und sich bei langem Sitzen oder intensiver Belastung verstärken. Eine unbehandelte Einklemmung kann langfristig zu Knorpelschäden und Arthrose führen.
Das Labrum acetabulare ist eine knorpelige Struktur, die das Acetabulum umgibt und die Stabilität des Hüftgelenks erhöht. Eine Schädigung oder ein Riss des Labrums kann Leistenschmerzen verursachen, die oft als tief sitzend beschrieben werden. Typische Symptome sind ein "Klicken" oder "Schnappen" im Gelenk sowie Bewegungseinschränkungen.
Labrumläsionen können durch Trauma, degenerative Veränderungen oder als Folge eines FAI entstehen. Die Diagnose erfolgt meist durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel.
Eine Entzündung der Schleimbeutel im Bereich der Hüfte, insbesondere der Bursa trochanterica, kann zu Schmerzen im lateralen Hüftbereich führen, die in die Leiste ausstrahlen können. Typischerweise sind die Schmerzen bei Druck auf den Trochanter major verstärkt.
Neben hüftbedingten Ursachen gibt es zahlreiche andere Erkrankungen, die Leistenschmerzen hervorrufen können. Dazu gehören:
Leistenschmerzen werden häufig falsch diagnostiziert, da sich die Symptome verschiedener Erkrankungen überschneiden. Folgende Fehldiagnosen sind besonders häufig:
Leistenschmerzen sind ein komplexes Symptom mit vielfältigen Ursachen. Besonders wichtig ist es, die Hüfte als möglichen Ursprung der Beschwerden nicht zu übersehen. Eine sorgfältige Diagnostik mit klinischer Untersuchung, Bildgebung und gegebenenfalls interventionellen Tests ist essenziell, um die richtige Diagnose zu stellen und eine effektive Therapie einzuleiten. Besonders bei persistierenden oder unklaren Leistenschmerzen sollte immer auch an hüftbedingte Ursachen gedacht werden.
Daher ist es ratsam, frühzeitig einen Hüftspezialisten zu konsultieren, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen und eine gezielte Behandlung zu beginnen. Eine frühzeitige Diagnose kann die Prognose erheblich verbessern und langfristige Einschränkungen verhindern.
Gerne können Sie einen Termin sowohl telefonisch, als auch online vereinbaren.
PROF. DR. MED.
KARL PHILIPP KUTZNER
FACHARZT FÜR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE
SPEZIELLE
ORTHOPÄDISCHE CHIRURGIE
SPORTMEDIZIN
NOTFALLMEDIZIN
SPEZIALIST FÜR HÜFT- UND KNIEENDOPROTHETIK
PROFESSOR DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN DER JOHANNES-GUTENBERG UNIVERSITÄT MAINZ,
LEHRKÖRPER FÜR DAS FACH
ORTHOPÄDIE
ENDOPROTHETICUM RHEIN-MAIN
SPEZIALPRAXIS FÜR GELENKERSATZ UND GELENKCHIRURGIE
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